Schwarze Schafe im Online-Verkauf – Diebe verhökern gestohlene Autoteile

Jedes Jahr werden mehr und mehr Autos gestohlen und ausgeschlachtet, um die Ersatzteile gewinnbringend zu verkaufen – vor allem im Internet. Dagegen will Polizist und Autoexperte Jürgen Zöls vorgehen. Der 47-jährige war bisher laut eigener Aussage der einzige Fahnder in Europa für gestohlene Autoteile im Netz. Mittlerweile beteiligen sich auch Baden-Württemberg und Niedersachsen an der Recherche. Dabei benötigen geschulte Augen wie Zöls‘ lediglich eine Stunde um fünf gestohlene Autos zu finden. Seit 2009 verwendet er nur fünf Prozent seiner Arbeitszeit als Fahndungsgruppenleiter für die Suche nach Hehlerware. Trotzdem hat er so schon insgesamt ca. 1.300 Fahrzeuge gefunden.

Seine Vorgehensweise will er natürlich nicht verraten: „Diebe lesen auch Zeitungen und suchen nach immer neuen Tricks.“ So viel steht jedenfalls fest: Wenn die Individualnummer eines Autos unkenntlich gemacht wurde, handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um ein gestohlenes Fahrzeug. Aber auch private Verkäufer die große Zahlen an Ersatzteilen anbieten sind auffällig. Diese Händler schaut sich Fahndungsleiter Zöls genauer an. Aufgrund seiner Erfahrung kennt der Polizeihauptkommissar sich gut mit den üblichen Preisen für gebrauchte Ersatzteile aus – daher herrscht bei extrem niedrigen Preisen höchste Alarmbereitschaft. Und man findet auf dem Markt tatsächlich die breite Masse an Teilen – ob Motoren, Navis oder sogar ganze Lederausstattungen, alles was am und im Fahrzeug kaputt gehen kann, wird online angeboten.

Im Jahr 2014 wurden laut dem Bundekriminalamt (BKA) 18.500 Fahrzeuge gestohlen und tauchten auch nicht mehr, oder nur in Einzelteilen auf. Der Passauer Hauptkommissar Zöls behauptet außerdem, dass die Hälfte aller gestohlenen Autos verschwunden bleibt. Dies zeigt, dass immer mehr Autos ausgeschlachtet und deren Einzelteile auf Auktionen angeboten werden. Ungewöhnlich ist zudem, dass 70 % des Diebesgutes aus deutschen Marken besteht.

Ein gewinnbringendes Geschäft: Beim Verkauf von kleinen Einzelteilen kann man den Erlös aus dem Fahrzeugdiebstahl um das Zwei- bis Dreifache steigern. Um dies auszuführen brauchen die Hehler eine umfangreiche Logistik und müssen professionell organisiert sein. Zöls‘ größter Fang bisher war ein österreichischer Händler. Dieser verkaufte eine Vielzahl an gestohlenen Motoren im Wert von zehn Millionen Euro und wurde letztlich auf den Philippen verhaftet. Die sichergestellten Motoren wurden versteigert und 20 % des Erlöses gingen an die Polizei. Laut BKA, das sich auf den Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) beruft, entstehen den Versicherungen aufgrund der Fahrzeugdiebstähle insgesamt rund 260 Millionen Euro Schaden jährlich.

Zöls greift bei seiner Recherche zur Aufdeckung von Hehlern im Netz auf bekannte Auktionshändler wie Ebay zurück. Hier hat er zudem Zugriff auf die Verkäuferdaten. Die größte Anzahl an Hehlern findet man laut Zöls in Nordrhein-Westfalen, Hamburg und Berlin. Verdächtigt der Fahndungsleiter einen Verkäufer gestohlene Autos und Einzelteile anzubieten, informiert er zunächst die örtliche Polizei. Anschließend wendet er sich an Ebay, deren Image durch den Verkauf von gestohlener Ware Schaden nehmen kann. Deshalb bietet Ebay gerne Unterstützung an. Der Unternehmenssprecher des Online-Aktionshauses motiviert die Käufer außerdem, sich beim Verdacht auf Hehlerei an die Polizei zu wenden, denn auch der Kauf von gestohlenen Gegenständen ist strafbar. Internetfahnder Zöls wendet sich deshalb manchmal auch direkt an die Käufer. Diese kooperieren meistens direkt mit der Polizei, da sie sonst Ware und Geld verlieren.

Durch die Unterstützung von Ebay wird der Verbraucher schneller vor Betrügern geschützt: „Ebay arbeitet in solchen Fällen eng mit den Strafverfolgungsbehörden zusammen. Für Ermittlungsverfahren können die Behörden sehr einfach und datenschutzkonform alle notwendigen Informationen bei uns abfragen.“, sagt der Unternehmenssprecher. So soll den Autodieben und Hehlern schnell und gezielt das Handwerk gelegt werden.

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