Vom Fahrer zum Fahrgast
Fahren ohne Fahrer? Klingt nach einem Science-Fiction Film – soll aber schon in 15 Jahren Realität werden. Selbstfahrende Pkws sollen bis dahin alltagstauglich gemacht werden. Dabei stellen sich jedoch so einige Fragen…
Autonomes Fahren – wird der Fahrer entmündigt?
Eine verlockende Vorstellung ist es schon, morgens entspannt seinen Kaffee zu trinken und dabei Zeitung zu lesen – und das alles beim Autofahren auf dem Weg zur Arbeit! Doch so verführerisch und faszinierend es klingt, ist es gleichzeitig auch etwas beängstigend die Kontrolle komplett an sein Fahrzeug abzugeben. Der Fahrer verliert nicht nur Freiheit und Fahrvergnügen, sondern verlernt durch die Passivität auch immer mehr das Fahren selbst. Dabei muss der Fahrer aus aktueller Forschungssicht in autonomen Autos trotzdem fahrtüchtig sein, über einen gültigen Führerschein verfügen und aktiv das Verkehrsgeschehen beobachten. So sollte er im Notfall in der Lage sein eingreifen zu können. Laut einer Studie aus 2013 würde sich die Hälfte aller Deutschen in ein vollautomatisches Auto setzen – nichtsdestotrotz ist es für viele ein Alptraum einer Maschine hundertprozentiges Vertrauen entgegen zu bringen.
Sind selbstfahrende Fahrzeuge sicherer?
Der Kerngedanke des autonomen Fahrens ist, in Fällen von Ablenkung oder Müdigkeit den Autofahrer zu entlasten und so die Unfallquote zu reduzieren. Denn immer noch ist der Mensch die größte Gefahr im Straßenverkehr. Die Algorithmen der computergesteuerten Autos sollen vorrausschauendes und korrektes Fahren garantieren. Sie sollen frühzeitiger Hindernisse erkennen, darauf schneller reagieren und so die Gefahr eines Unfalls senken oder sogar verhindern. Die Vollautomatisierung enthält aber auch Risiken: Hacker könnten die Softwaresteuerung manipulieren und so die Autos und den Verkehr kontrollieren.
Wofür sind Roboterautos eigentlich gut?
Roboterautos sind die logische Antwort auf die Modernisierungen unserer Zeit, sie garantieren mehr Sicherheit und Bequemlichkeit. Manche empfinden vollautomatisierte Autos jedoch als unnötige Spielerei der Fahrzeugindustrie. So oder so sollen sie unsere Zeitabläufe verbessern und uns die Zeit ersparen, die wir in Staus, bei der Parkplatzsuche oder beim täglichen Pendeln zur Arbeit vergeuden. Computergesteuerte Fahrzeuge ermöglichen uns diese Zeit produktiv zu nutzen. Man kann zum Beispiel Vorbereitungen für die Arbeit treffen oder eine kurze Entspannungspause machen, um Energie zwischen Meetings zu tanken. Deshalb stellt sich die Frage, ob uns die dadurch gewonnene Zeit zur freien Verfügung steht, denn einfaches Fahren ist dabei nicht mehr möglich. Inwieweit die Roboterautos uns dabei entlasten ist also fraglich…
Und so geht‘s
Die Zukunftsvision vom fahrerlosen Fahren ist mittlerweile gar nicht mehr so abwegig. Viele fragen sich dabei aber: Wie funktioniert das eigentlich? Der Schlüssel sind Sensoren, Kameras, GPS-Geräte und Laserstrahler, die als Augen fungieren. So sollen Hindernisse erkannt, Abstände eingeschätzt und die Ampelfarbe bestimmt werden. Die Laser bauen eine dreidimensionale Karte, indem sie die Umgebung untersuchen. Gleichzeitig werden diese vom integrierten Rechenzentrum mit hochauflösenden Karten verglichen und dadurch der exakte Standort des Fahrzeugs ermittelt. Die Sensoren, die sich an den Stoßstangen befinden, und die Kameras hinter der Windschutzscheibe registrieren Hindernisse wie Fußgänger und schnellfahrende Autos. An den Rädern sind zusätzlich GPS- und Messgeräte installiert, welche die Daten vervollständigen. Zukünftig sollen auch weitere Situationen von einer zentralen Software geregelt werden. Die Verkehrsregelung an Kreuzungen soll dann komplett ohne Ampeln ablaufen. Es gibt aber auch einige Fahrzeughersteller die noch weiter gehen: Volvo entwickelt zurzeit Sensoren, die die Augen der Fahrer auf Müdigkeit überprüfen. In einem vollautomatisierten Auto könnte der Fahrer dann auch problemlos ein Nickerchen machen – die Hersteller wünschen sich nämlich eine Kombination aus Wohlfühloase und Büro.
Was gibt es bereits?
Es wird fleißig geforscht – Autohersteller, Universitäten und Softwarekonzerne haben schon einige Erfolge feiern können: Eigenständiges Einparken, Stop-and-go-Fahren und das Vermeiden von Zusammenstößen sind dabei nur die Standart-Funktionen. Mittlerweile können die Testautos sogar selbstständig lange Teststrecken fahren. Und die erste autonome Fahrt gab es auch bereits. Die Hersteller gehen dabei jedoch alle unterschiedlich vor: BMW fokussiert sich auf punktuelle Fahrerentlastung in monotonen Fahrsituationen, bei der der Fahrer doch noch die Kontrolle zurückbekommen kann. Google hingegen verzichtet schon ganz auf Lenkrad und Pedale.
Peter König, Professor für Fahrzeugsicherheit und Fahrzeugaufbau an der Hochschule Trier erläutert: „Die Autos werden beispielsweise alleine und platzsparend im Parkhaus einparken, uns auf Autobahnen durch Baustellen führen oder Teilstrecken so lange eigenständig fahren, bis etwas Unvorhergesehenes passiert.“
Wann geht es los?
Computergesteuerte Fahrzeuge werden sich auf Dauer durchsetzen – schon bis 2030 sollen Autos laut einer aktuellen Roland-Berger-Studie autonom unterwegs sein. Die Studie zeigt außerdem, dass es bereits 2020 die ersten Roboterautos auf Autobahnen geben soll und 2025 sogar in Städten. Diese Revolution der Fahrzeugtechnik soll unser Leben erleichtern und Unfälle reduzieren. Obwohl technisch die Realisierung von „Geisterautos“ schon möglich ist, muss die Software noch optimiert werden. Das Verhalten der Verkehrsteilnehmer kann noch nicht perfekt erfasst werden – dies birgt ein Risiko. Aber auch die Kosten sind aktuell noch zu hoch für den Normalverbraucher: Die Aufrüstung der Sensorentechnik kostet stolze 22.000 bis 63.000 Euro!
Zudem gibt es aber noch rechtliche und ethische Fragen zu klären: Wer haftet im Falle eines Unfalls? Nationale und internationale Gesetze würden das fahrerlose Fahren zurzeit noch verbieten. Aus ethischer Sicht, ist außerdem fraglich, wie die Algorithmen der Software Leben gegen Eigentum oder Leben gegen Leben abwägen. Letztendlich brauchen wir doch noch den Menschen mit seiner Intuition und Erfahrung, denn niemand will sich gänzlich auf Computer verlassen.