Deutsche Hersteller schneiden vergleichsweise gut ab
Defekte Airbags, undichte Benzinleitungen oder Probleme mit den Bremsen: Wegen Sicherheitsmängeln mussten 2014 so viele Autos zurückgerufen werden wie nie zuvor. Das geht aus einer am Mittwoch veröffentlichten Studie des Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach hervor. Das CAM analysiert seit 2005 die Rückrufe der Autohersteller des jeweiligen Vorjahres.
Demnach wurden allein auf dem Referenzmarkt USA im vergangenen Jahr fast 63 Millionen Autos wegen sicherheitsrelevanter Probleme zurück in die Werkstätten beordert – mehr als doppelt so viele wie im bisherigen Rekordjahr 2004. Die Rückrufquote erreichte dort ein Allzeithoch von 379 Prozent (2013: 131 Prozent). Das heißt, dass im vergangenen Jahr in den USA fast viermal mehr Autos von Rückrufen betroffen waren, als im gleichen Zeitraum auf dem US-Markt neu zugelassen wurden. Als Referenz dienen die USA, weil die Bedingungen für Rückrufe dort besonders streng sind und das Klagerisiko höher ist.
Spitzenreiter in der Rückruf-Statistik 2014 war der US-Hersteller General Motors (26,8 Millionen Einheiten), gefolgt von Fiat-Chrysler (9,1 Millionen Einheiten) und Honda (8,9 Millionen Einheiten). GM hatte 2014 unter anderem wegen fehlerhafter Zündschlösser, durch die es zu mehreren Todesfällen gekommen war, mit Massenrückrufen zu kämpfen. Grund für zahlreiche Aktionen mehrerer Autobauer waren zudem fehlerhafte Airbags des japanischen Zulieferers Takata.
Die deutschen Hersteller kommen in der Gesamtschau vergleichsweise gut weg: VW verbuchte im Vorjahr rund 970.000 Rückrufe, bei BMW waren es etwa 900.000. Daimler zählt mit etwa 280.000 Rückrufen neben Jaguar/Land Rover, Tesla und Volvo zu den qualitätsstärksten Herstellern.
Problemzone: Insassenschutz und Elektrik
Nahezu die Hälfte (47,8 Prozent) der sicherheitsrelevanten Produktmängel am Fahrzeug betrafen im Jahr 2014 den Insassenschutz. Überwiegend waren dafür defekte Airbags verantwortlich, die durch den japanischen Zulieferer Takata hergestellt wurden. Rund 34 Prozent der Mängel betrafen Elektrik/Elektronikprobleme. Dabei waren insbesondere die Zündschlossprobleme von GM ausschlaggebend. Auf Qualitätsmängel der Bremsanlage entfielen rund 11 Prozent der Rückrufe, während der Antriebsstrang/Motor mit etwa 7 Prozent betroffen war. Weitere Rückrufgründe waren die Lenkanlage (3,2 Prozent), Karosserie (2,7 Prozent), Fahrwerk (1,9 Prozent) und sonstige Baugruppen (4,0 Prozent).
Als „strukturelle Ursachen“ für die wachsenden Qualitätsprobleme macht die CAM-Studie folgende fünf Punkte aus:
1. die steigende technische Komplexität der Fahrzeuge
2. die wachsende Entwicklungsgeschwindigkeit aufgrund gestiegener Wettbewerbsintensität
3. die Wertschöpfungsverlagerung und Globalisierung von Fahrzeugentwicklung und Produktion
4. der erhöhte Kostendruck als Gefahr für die Produktqualität
5. die Baukasten- und Gleichteilestrategie der Automobilhersteller
(Grafik: www.auto-institut.de)