Gefälschte Produkte sind längst Bestandteil unseres Alltags: Markenkleidung, Kosmetik, Medikamente – zahlreiche Unternehmen sehen sich mit Produktpiraterie konfrontiert. So auch die Hersteller von Markenersatzteilen, denn Ersatzteile für Kfz und Nfz gehören zu den am häufigsten als Markenfälschung kopierten Produkten. Für Werkstätten stellen Plagiate ein hohes Risiko dar, denn gefälschte Teile sind meist minderwertig und entsprechen nicht den nötigen Qualitäts- und Sicherheitsansprüchen der Markenteile. Fälschungen können Folgeschäden am Fahrzeug und sogar Unfälle nach sich ziehen, deswegen sollten freie Werkstätten sich bestmöglich vor gefälschter Markenware schützen. Wir geben einen Überblick zum Thema und Tipps, wie Sie in Ihrem Betrieb auf Nummer sicher gehen.
Was sind Plagiate?
Plagiate sind illegale Fälschungen, Kopien oder Nachbauten von Markenprodukten. Hersteller haben in der Regel ein Schutzrecht auf ihre Waren, das durch Plagiate bzw. Produktpiraterie verletzt wird. Entscheidend ist, dass die „Nachahmer“ meist nicht über das technische Know-how verfügen, das für Entwicklung und Herstellung der oft sicherheitsrelevanten Produkte benötigt wird. Die Fälschungen werden meist billig und qualitativ minderwertig hergestellt, ohne Qualitätskontrollen, da es den Fälschern in erster Linie um den Profit geht. So können die Plagiate zu Dumping- Preisen angeboten werden und sind auf den ersten Blick eine attraktive Alternative zu Markenersatzteilen.
Zu den Fälschungen auf dem Kfz- und Nfz-Ersatzteilmarkt gehören unter anderem Bremsenteile, Felgen, Filter, Zünd- und Glühkerzen, Kältemittel und Elektronik-Komponenten.
Welche Folgen hat Produktpiraterie?
Bei gefälschten Ersatzteilen werden in der Produktion nicht die Standards der Markenhersteller eingehalten. Außerdem werden billige, minderwertige Materialien verwendet, sodass die Teile nicht den Qualitäts- und Sicherheitsanforderungen der Originale entsprechen. Daraus ergeben sich hohe Sicherheitsrisiken für Autofahrer: Ein Defekt von Bremsen oder Stoßdämpfern während der Fahrt ist ein Szenario, dessen Folgen fatal sind. Zusätzlich droht unter Umständen der Verlust des Versicherungsschutzes für den Fahrer, auch wenn die Nachweispflicht hier für die Versicherung schwierig zu führen ist.
Ein aktuelles Beispiel für die Gefahr von gefälschten Produkten sind die Schäden an Servicestationen und Klimakomponenten, die durch gepanschte Kältemittel entstehen. Die Verknappung und Verteuerung des Kältemittels R134a hat einen Anstieg von Kältemittel-Fälschungen zur Folge, die häufig aus verbotenen Kältemitteln bestehen. In der Folge kann die Klimaanlage im Fahrzeug Schaden nehmen: Die Leistung der Anlage nimmt ab und aufgrund mangelnder Schmierung frisst der Kompressor im Laufe der Zeit. Auch Korrosion, Schlammbildung und ein Einfrieren des Systems gehören zu den möglichen Folgeschäden. Werkstätten können sich beim Durchführen des Klimaservice ihre Servicestation beschädigen, da gepanschtes Kältemittel zur Explosion oder zum Brand der Station führen kann.
Der Einbau von gefälschten Teilen kann zudem zu Ärger mit der Kfz-Prüfstelle führen, wenn ein nicht genehmigtes Teil verbaut wurde. In der Folge kann dem Halter sogar die Betriebserlaubnis entzogen werden.
Wie erkenne ich gefälschte Ersatzteile?
Eine Fälschung vom Markenersatzteil zu unterscheiden ist in den meisten Fällen gar nicht so leicht. Äußerlich ähneln die Plagiate den Originalen so sehr, dass es ein geschultes Auge braucht, um den Unterschied zu erkennen. Auch die Identifikationsmerkmale von Herstellern wie Prägungen oder Hologrammdrucke werden gefälscht, was Werkstätten das Erkennen eines Plagiats erschwert – sie kaufen unter Umständen Plagiate, ohne es zu merken.
Tipp: Besuchen Sie uns auf der Automechanika 2024 vom 10. bis 24. September in Frankfurt. Am Stand von Qualität ist Mehrwert können Sie bei einem Spiel Ihren Expertenblick schärfen: Originalteil oder Billig-Ersatzteil? Unsere Experten vor Ort zeigen Ihnen, wie Sie die Unterschiede schnell erkennen.
Wie können sich freie Werkstätten vor Plagiaten schützen?
- Augen auf beim Online-Kauf!
Da gefälschte Autoersatzteile in der Regel online vertrieben werden, sollten Werkstätten vor allem beim Kauf im Onlinehandel vorsichtig sein. Der Einkauf im Fachhandel ist in der Regel auch online sicher. Eine Liste mit vertrauenswürdigen Händlern haben wir hier - Der Preis ist heiß?
Achtung vor extrem niedrigen Preisen! Unbekannte Online-Shops oder Händler, die bei eBay und Co. ihre Ware besonders billig anbieten, sollten Sie meiden. Die Entwicklung und Herstellung hochwertiger Markenersatzteile haben ihren Preis – deshalb kann Ware, die für einen Bruchteil des Herstellerpreises angeboten wird, nicht in der nötigen Qualität hergestellt worden sein. - Hersteller-Merkmale beachten
Auch wenn die Identifikationsmerkmale der Hersteller gefälscht sein können, sollten Sie darauf achten, ob diese vorhanden sind. Gibt es Prägungen, Hologramme oder Ähnliches? Wie sieht die Verpackung aus? Ein Fehlen ist ein sicheres Indiz dafür, dass es sich um ein Plagiat handelt. Beispielsweise hat MANN-FILTER auf seinen neuen Verpackungen jetzt einen QR-Code angebracht, der zum Online-Katalog führt. - Vergleich mit dem Original: Expertentipps
Wenn Sie unsicher sind, vergleichen Sie mit dem ausgebauten Originalteil oder einem (vergleichbaren) Original-Markenteil, das Sie vorrätig haben. So können Sie Plagiate prüfen und Fälschungen auf die Schliche kommen.
Die Experten von MANN-FILTER raten, unter anderem auf die Farbe der Endscheiben des Filters sowie das Druckbild der Beschriftung und die Verpackung zu achten.
Bremsenhersteller Otto Zimmermann empfiehlt, sich bei Bremsscheiben die Form und Breite der Belüftungskanäle genau anzuschauen.
Bei den Zündkerzen von Niterra unterscheidet sich das Original im Vergleich zur Fälschung häufig durch die Seriennummer, die beim Plagiat fehlt oder einen anderen Schrifttyp aufweist. Auch maschinell erzeugte Kratzer auf der Oberfläche des C-förmigen Teils sowie ein verwaschen oder verschmutzt aussehender Produktname sind Indizien für ein gefälschtes Teil. - Kältemittel-Check
Beim Einsatz von Kältemitteln empfehlen die Anbieter von Klimaservicestationen, im Rahmen des Klimaservice immer eine Kältemittelanalyse vorzunehmen, wenn nicht klar ist, wer zuletzt das Kältemittel eingefüllt hat. So schützen sich Werkstätten davor, die eigenen Geräte zu beschädigen. - Werden Sie zum Experten für Qualität
Um Markenware schnell zu erkennen, sollten Sie sich und Ihre Mitarbeiter regelmäßig schulen. Qualität ist Mehrwert unterstützt Sie dabei und versorgt Sie mit aktuellen Informationen der Hersteller und größtenteils kostenlosen Schulungsangeboten, bei denen sich Ihr Team weiterbilden kann. Auch die Gespräche beim Werkstatt-Stammtisch und die Backstage bei-Veranstaltungen sind gute Gelegenheiten, sich auszutauschen und auf dem Laufenden zu bleiben.
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Wie kann man Plagiate prüfen?
Um Plagiate sicher zu erkennen, sollten die Mitarbeiter in freien Werkstätten geschult darin sein, Originalteile zu erkennen. Im Zweifelsfall kann der Vergleich zum Originalteil helfen, um eine Fälschung zu erkennen.
Wie kann man Plagiate vermeiden?
In der Regel kaufen Werkstätten nicht bewusst Plagiate, sondern bemerken gar nicht oder erst nach dem Kauf, dass sie eine Fälschung in den Händen halten. Seien Sie skeptisch bei extrem billigen Angeboten von unbekannten Online-Händlern. Zu niedrige Preise sind unrealistisch, wenn es um Qualität geht! Der Kauf beim bewährten Markenhändler ist eine sichere Sache.
Was bedeutet Produktpiraterie?
Produktpiraterie wird auch als Markenpiraterie bezeichnet. Dabei werden Fälschungen von rechtlich geschützten Produkten unter dem Markennamen vertrieben. So gelangen unter anderem Ersatzteile wie Luftfilter, Zündkerzen, Bremsscheiben oder Kühlmittel in Umlauf, die nicht den Anforderungen und der Qualität der Hersteller entsprechen und ein erhebliches Sicherheitsrisiko darstellen.
Welchen Schaden verursacht die Produktpiraterie?
Gefälschte Ersatzteile sind aufgrund des Qualitätsmangels eine Gefahr für den Straßenverkehr. Werkstätten können außerdem durch gepanschte Kühlmittel ihre Servicegeräte beschädigen. Für die Hersteller bedeutet Produktpiraterie einen enormen wirtschaftlichen Schaden.
Kunden und ihre Service-Ansprüche an Werkstätten – 5 Fragen an den Profi
- Peter Stöcklein, Autohaus Haiger
Ja, wir sind dabei und fahren nach Frankfurt.
Wir sind gut aufgestellt und haben entsprechende Lehrgänge gemacht. Der Rest ist „learning by doing“.
Wir nutzen die Messen, um uns zu informieren. Die Hausmessen der Zulieferer beschränken sich leider meist auf wenige Produkte, da fehlt mir die Innovation.
Nein, bislang haben wir keine aufbereiteten Teile verwendet.