Die Automobilbranche durchlebt eine Revolution: Elektrifizierung, Digitalisierung und immer komplexere Datenanalysen prägen zunehmend den Werkstattalltag. Freie Werkstätten müssen sich diesen neuen Herausforderungen stellen, um auch in Zukunft konkurrenzfähig zu bleiben. Die Werkstatt der Zukunft ist vernetzt, spezialisiert und auf die Datenanalyse ausgerichtet. Mit einer passenden technischen Ausstattung und umfassend geschulten Mitarbeitern können freie Werkstätten auch in der Welt der Elektrifizierung und Digitalisierung erfolgreich bestehen. Investitionen in Diagnosesysteme, Hochvolttechnik und Mitarbeiterschulungen sind der Schlüssel dazu, auch in Zukunft erfolgreich zu sein.
Elektrifizierung: E-Fahrzeuge sicher warten und reparieren
Die Zukunft der Mobilität ist elektrisch – das zeigt nicht nur der rapide Anstieg von E-Fahrzeugen auf unseren Straßen, sondern auch der wachsende Bedarf an speziellen Dienstleistungen. Freie Werkstätten müssen daher ihre Ausstattung erweitern und spezialisieren, um E-Fahrzeuge zu warten und zu reparieren. Dies beginnt mit der richtigen Schutzausrüstung für den sicheren Umgang mit Hochvolttechnik, wie isolierten Handschuhen, Werkbänken und Messgeräten, um die Sicherheit der Mitarbeiter zu gewährleisten.
Um von potenziellen Kunden besser gefunden zu werden, können Werkstätten sich auf der Plattform eCar-Service des ZDK (Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe) registrieren. Wer die Voraussetzungen erfüllt, kann über seine zuständige Kfz-Innung das eCar-Service-Siegel beantragen, um sich registrieren zu können. Ausführliche Infos dazu gibt es beim ZDK.
Ein wichtiges Thema in der Elektromobilität sind die Batterien von E-Fahrzeugen. Gemäß EU-Batterieverordnung müssen Batterien für E-Autos herausnehmbar und austauschbar sein, was freien Werkstätten zugutekommt. Außerdem müssen die Hersteller den Werkstätten alle Informationen zur Verfügung stellen, die für Austausch und Reparatur benötigt werden und den Zugang zur On-Board-Diagnose (OBD) gewähren.
Für die Arbeit an E-Autos gibt es spezielle Hebebühnen – alternativ ist auch eine Nachrüstung vorhandener Hebebühnen mit speziellen Adaptern oder Tragarm-Sets für E-Autos möglich. Bei E-Autos befinden sich am Unterboden oft große Batterien, die einen Großteil der Fläche einnehmen. Die Hebebühne muss daher sorgfältig an den richtigen Aufnahmepunkten angesetzt werden, um Schäden am teuren Akku zu vermeiden. Hierfür werden spezielle Tragarm-Sets angeboten, die für E-Auto-Modelle optimiert sind.
Wichtig ist, dass alle Mechaniker die notwendigen Qualifikationen haben, um sicher an E-Fahrzeugen arbeiten zu können. Die Entwicklung eines fundierten Verständnisses der verschiedenen Hochvoltsysteme und ihrer Funktionsweise ist essenziell, damit die Werkstatt auch in der neuen Ära der Mobilität bestehen kann.
Top-Tipps:
- Investieren Sie in die Schulung ihrer Mitarbeiter – ein umfangreiches Schulungsprogramm zur Wartung von E-Autos finden Sie bei Continental.
- Mit einer Ladestation für E-Autos auf Ihrem Gelände bieten Sie optimalen Kundenservice.
- Die Diagnose von Hochvolt-Batterien wird zukünftig immer häufiger zu den Aufgaben freier Werkstätten gehören – auch als Faktor für die Bestimmung des Fahrzeugwerts auf dem Gebrauchtwagenmarkt.
Diagnose und Kalibrierung mit professioneller Werkstattausrüstung
Moderne Fahrzeuge sind rollende Computer – und das bedeutet, dass auch die Diagnose immer anspruchsvoller wird. Die Werkstatt der Zukunft benötigt moderne, leistungsfähige Diagnosesysteme, um die Vielzahl an Steuergeräten, Sensoren und Softwarekomponenten im Fahrzeug richtig auslesen und analysieren zu können. Hierbei ist es besonders wichtig, auf universelle Diagnoselösungen für ADAS-Systeme (Advanced Driver Assistance Systems) zu setzen, die mit verschiedenen Fahrzeugmarken kompatibel sind.
Die Profis von Herth+Buss empfehlen freien Werkstätten, sich mit modernen Kalibriergeräten auszustatten, um Fehlfunktionen und Unfälle zu vermeiden. Bei vielen Reparaturen wie dem Austausch der Frontscheibe oder bei einer Instandsetzung nach einem Unfall ist die fachgemäße Installation und Kalibrierung von Fahrerassistenzsystemen (ADAS) ein absolutes Muss. Ein Tool speziell für den Einsatz in Kfz-Werkstätten ist beispielsweise das AUTEL TS900.
Auch ein Software-Update wird von den Profis empfohlen, um Systeme und Funktionsweisen zu optimieren. So stellen Automobilhersteller Software-Updates zur Verfügung, mit denen sich sicherheitsrelevante Probleme beheben lassen. Entscheidend ist, dass freie Werkstätten Zugang zu den Updates haben und diese installieren können. Für den freien Zugang zu Reparaturdaten setzt sich weltweit die „Right to Repair“-Bewegung ein.
Moderne Fahrzeuge sind mittlerweile mit Security Gateways gesichert, die den Zugriff auf die Fahrzeugelektronik ermöglichen. Auch sogenannte „Over-the-Air-Updates“ (OTA) sind ein Bestandteil der modernen Fahrzeugwartung. Hierfür ist ein stabiles W-Lan in der Werkstatt wichtig, da die Updates mit Fehlerbehebungen, Funktionserweiterungen und Sicherheitsupdates drahtlos an das Fahrzeug gesendet werden.
Top-Tipps:
- Gehen Sie auf Nummer sicher und halten Sie sich bei der Kalibrierung von ADAS unbedingt an die Herstellervorgaben! Werkstatteigentümer haften für Fehler beim Kalibrierungsvorgang, deswegen ist die umfangreiche Schulung von Mitarbeitern unerlässlich für eine professionelle Kalibrierung.
- Wir haben alle wichtigen Infos zu Fahrerassistenzsystemen (FAS) und Praxis-Tipps für Sie zusammengestellt.
- Für den Zugang zu sicherheitsrelevanten Informationen benötigen freie Werkstätten ein SERMA-Zertifikat.
Datenanalyse: Die Macht der Fahrzeugdaten nutzen
Die umfassende Auswertung von Fahrzeugdaten bietet große Chancen, Kundenprobleme schneller zu erkennen und präzise Lösungen anzubieten. Schulungen im Umgang mit Diagnosedaten und deren Interpretation sind daher ein wesentlicher Baustein für die zukunftsfähige Werkstatt. Dazu gehört auch eine gute Vernetzung der Werkstattausrüstung: Vernetzte Tools können Informationen in Echtzeit austauschen und auf eine gemeinsame Datenbank zugreifen. Das verkürzt die Zeit für Fehleranalysen und erhöht die Effizienz der Werkstattprozesse. Eine cloudbasierte Datenverwaltung bietet nicht nur eine effiziente Arbeitsumgebung, sondern ermöglicht es auch, auf die Daten vergangener Reparaturen schnell zugreifen zu können und Trends in der Fahrzeugwartung zu erkennen.
Neben der technischen Kompetenz benötigen Werkstätten die passende Software. Immer mehr Betriebe entscheiden sich für Softwarelösungen, die die Datenanalyse automatisieren und intuitive Oberflächen bieten, damit auch Mitarbeiter ohne tiefgehende IT-Kenntnisse die Fahrzeugdaten verstehen und nutzen können. Systeme wie Remote Diagnostics von BOSCH sind nützliche Tools für freie Werkstätten, um Diagnosearbeiten direkt am Fahrzeug auszuführen und Daten zu analysieren.
Telematik ist ein Schlüsselelement bei der Digitalisierung und ermöglicht fortschrittliche Technologien wie Ferndiagnose und vorausschauende Wartung. Telematikgeräte in Fahrzeugen können Fehlercodes und Leistungsdaten in Echtzeit an die Werkstatt übermitteln. So können Werkstätten besser einschätzen, welche Arbeiten anstehen und wie lange sie dauern werden – das ermöglicht mehr Effizienz und bessere Planung.
Top-Tipps:
- Mithilfe vorausschauender Wartung können Sie Ihre Kunden frühzeitig über fällige Wartungsarbeiten oder potenzielle Probleme informieren – optimaler Service für die Kundenbindung.
- Achten Sie auf Datenschutz und Sicherheit, wenn Sie mit sensiblen Fahrzeugdaten umgehen. Infos rund um die DSGVO haben wir in unserem Beitrag zur Bürokratisierung
Mitarbeiterschulung: Hard Skills für eine starke Zukunft
Die technischen Anforderungen steigen – und damit auch der Bedarf an Fachwissen. Um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen freie Werkstätten konsequent in die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter investieren. Von der Hochvoltqualifikation über die effiziente Nutzung von Diagnosegeräten bis hin zur Datenanalyse – kontinuierliche Schulungen sind unverzichtbar, um mit der Entwicklung der Fahrzeuge Schritt zu halten.
Dabei geht es nicht nur darum, neue Technologien zu verstehen, sondern auch um den geschickten Einsatz der verfügbaren Werkzeuge. Die Entwicklung einer klaren Schulungsstrategie und der Zugang zu hochwertigen Fortbildungsangeboten sind zentrale Bausteine, damit Werkstätten auch in Zukunft ein hohes Maß an Servicequalität bieten können.
Top-Tipps:
- Bei Hella finden Werkstattbetreiber verschiedene Trainings zum Thema Hochvolt.
- Nfz-Werkstätten bekommen Unterstützung mit dem Werkstattkonzept ZF [pro] Service – unter anderem gehören Weiterbildung, Flottenmanagement und technische Unterstützung zu dem umfangreichen Angebot.
- Ein umfangreiches Weiterbildungsprogramm zu vielen aktuellen Themen bietet der ZDK in seinem Seminarkatalog 2025.
- Die Partner von Qualität ist Mehrwert bieten umfangreiche Schulungsprogramme zu verschiedenen relevanten Themen in der freien Werkstatt.