Wohnmobilservice in der freien Werkstatt: Potenziale erkennen, Prozesse anpassen

Die Zahl der zugelassenen Wohnmobile und Caravans in Deutschland steigt seit Jahren kontinuierlich – und mit ihr der Bedarf an zuverlässigem Werkstattservice. Für freie Werkstätten bietet dieser Trend eine attraktive Chance, das eigene Angebot zu erweitern und eine anspruchsvolle, aber lohnende Zielgruppe anzusprechen. Damit der Einstieg gelingt, gilt es, die besonderen Anforderungen von Freizeitfahrzeugen zu verstehen – und die betrieblichen Abläufe entsprechend anzupassen.

Wohnmobile: Fahrzeuge mit Spezialcharakter

Was auf den ersten Blick wie ein gewöhnlicher Transporter wirkt, entpuppt sich im Werkstattalltag schnell als komplexes System. Wohnmobile kombinieren ein Basisfahrzeug – häufig Fiat Ducato, Mercedes Sprinter oder Ford Transit – mit individuell ausgebauten Wohnbereichen. Diese Mischung bringt technische Besonderheiten mit sich, etwa bei Elektrik, Gasversorgung, Wasserleitungen oder dem Aufbau selbst. Gleichzeitig sind viele Teile schwer zugänglich oder erfordern spezielles Know-how, das in Schulungen und Fortbildungen erworben werden kann. Mit dem  Bilstein B6 CAMPER Programm beispielsweise werden Werkstatt-Profis rund um das Thema Fahrwerk für Reisemobile fit gemacht.

Freie Werkstätten, die sich auf Wohnmobilservice einlassen, müssen also über den klassischen Pkw-Bereich hinausdenken. Gerade bei Wartungs- oder Reparaturarbeiten am Fahrwerk, an Bremsanlagen oder in der Motorperipherie kommt es darauf an, hochwertige Komponenten einzusetzen – denn Wohnmobile sind oft schwerer beladen und auf längeren Strecken unterwegs als herkömmliche Fahrzeuge. Reparaturen sollten daher auf Langlebigkeit und Sicherheit ausgelegt sein.

Technik, Platz und Planung: Was Werkstätten brauchen

Wohnmobile: Was Werkstätten brauchen

Wer Wohnmobile professionell betreuen möchte, sollte seine Infrastruktur unter die Lupe nehmen: Reicht die Hebetechnik für das Fahrzeuggewicht? Gibt es ausreichend Platz auf dem Hof oder in der Halle? Und sind die Mitarbeitenden mit den Besonderheiten vertraut? Fortbildungen, etwa zu Aufbau-Elektrik oder Gasprüfungen, zahlen sich hier schnell aus. Ein umfangreiches Angebot finden Werkstätten unter anderem beim DCHV (Deutscher Caravaning Handels-Verband e. V.).

Ein aktuelles Beispiel: Ab Mitte 2025 gilt eine gesetzliche Pflicht zur Gasprüfung für Wohnmobile und Wohnwagen mit Flüssiggasanlage. Diese muss alle zwei Jahre erfolgen und orientiert sich am DVGW-Arbeitsblatt G 607. Für Werkstätten mit entsprechendem Know-how ergibt sich hier ein neues, regelmäßiges Geschäftsfeld – vorausgesetzt, sie verfügen über einen geprüften Sachkundigen.
Tipp: Interessierte Werkstätten können sich unter https://g607.de informieren. Hier können Sie auch eine Schulung buchen und sich über den ZKF zertifizieren lassen.

Hinweis: Die neue Gasprüfungspflicht ab Mitte 2025 gilt nicht nur für Wohnmobile, sondern auch für Wohnwagen (Caravans) mit Gasanlage. Auch wenn Caravans in der Regel seltener in klassischen Kfz-Werkstätten gewartet werden, kann sich durch Kooperationen mit Caravan-Fachbetrieben oder mobile Serviceangebote ein zusätzliches Potenzial ergeben.

Oft lohnt sich zudem die Zusammenarbeit mit spezialisierten Partnerbetrieben – etwa für Dichtigkeitsprüfungen, Einbauten oder Aufbauanpassungen. So lässt sich ein Rundum-Angebot schaffen, das Vertrauen schafft und den Kundenkreis erweitert.

Service als Saisonangebot – und Chance zur Kundenbindung

Besonders gefragt sind Frühjahrs- und Herbst-Checks, bei denen Technik, Bereifung, Bremsen oder Flüssigkeitsstände kontrolliert werden. Auch der Austausch von Filtern, eine Umrüstung auf LED-Lampen, die Wartung der Klimaanlage oder Fahrwerksarbeiten lassen sich in diesem Rahmen sinnvoll anbieten. Wer hier mit Qualität und Transparenz punktet – etwa durch nachvollziehbare Erklärungen und den Einsatz bewährter Ersatzteile – schafft Vertrauen und steigert die Wahrscheinlichkeit für Folgeaufträge.

Ein weiterer Ansatz: Die Kooperation mit lokalen Campingplätzen oder Wohnmobilstellplätzen, um potenzielle Neukunden direkt zu erreichen. Auch Vermieter von Wohnmobilen sind an verlässlichen Partnern interessiert, um ihre Fahrzeuge saisonal warten oder instand halten zu lassen. Die Fahrzeugaufbereitung ist ebenfalls ein Thema in der boomenden Caravan- und Wohnmobilbranche und ermöglicht ein lukratives Zusatzgeschäft. Aufbereitungsprofi SONAX bietet spezielle Seminare für die Wohnmobilaufwertung an.

Service als Saisonangebot – und Chance zur Kundenbindung

Spezialsegment mit Zukunft

Der Wohnmobilmarkt wächst – und mit ihm die Anforderungen an qualifizierten Werkstattservice. Für freie Betriebe bieten sich hier echte Entwicklungschancen, wenn sie bereit sind, sich auf die besonderen Anforderungen einzustellen. Wer frühzeitig in Know-how, Ausstattung und verlässliche Teile investiert, kann sich langfristig als fester Ansprechpartner in der Region etablieren – und von einer Zielgruppe profitieren, die Wert auf Qualität und persönliche Betreuung legt.

Unser Partner mein-autolexikon.de gibt weitere Tipps für den Wohnmobilservice in freien Werkstätten

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