Gebrauchte Ersatzteile – sinnvoll oder nicht?
Beim digitalen Werkstatt-Stammtisch am 3.6.2025 diskutierten die teilnehmenden Werkstatt-Vertreter über die Herausforderungen und Möglichkeiten bei der Verwendung von gebrauchten Ersatzteilen in Kfz-Werkstätten.
Gebraucht oder wiederaufbereitet? – Wichtiger Unterschied
Es ist entscheidend, zwischen gebrauchten und wiederaufbereiteten Ersatzteilen zu unterscheiden. Während gebrauchte Teile häufig von Autoverwertern oder Online-Plattformen stammen und ohne technischen Check verbaut werden, handelt es sich bei wiederaufbereiteten Teilen um professionell instand gesetzte Bauteile mit klarer Herkunft und meist mit Garantie – etwa über den Großhandel.
Gebrauchte Teile – eine seltene Notlösung
Die Mehrheit der Werkstattinhaber war sich einig: Der Einsatz gebrauchter Ersatzteile bleibt ein absoluter Ausnahmefall. In der Regel lohnt sich der Aufwand – insbesondere Suche, Beschaffung und Prüfung – weder zeitlich noch wirtschaftlich. Hinzu kommen Probleme wie:
- unklare Herkunft und Qualität
- Aufwand für Recherche und Beschaffung
- fehlende Garantie und Gewährleistung
- möglicher Kundenärger bei späteren Ausfällen
Verwendet werden gebrauchte Teile höchstens bei zeitwertgerechten Reparaturen an älteren Fahrzeugen (> 7 Jahre), und auch dann nur bei sichtgeprüften Karosserieteilen wie Stoßfängern oder Türen – und ausschließlich in Kundenabsprache.
Was ein Stammtisch-Teilnehmers mit gebrauchten Teilen in seiner Werkstatt erlebt hat
„Wir hatten jetzt letztens einen Fall, bei dem die Kundin den Unfallschaden selbst bezahlen musste, weil der Sohn das Auto kaputtgefahren hat. Ich gehe also her und suche die die Tür im Internet raus. Die kommt in der richtigen Wagenfarbe an, laut Teilenummer alles schön und gut. Mein Kollege baut die Tür ein – und die ist zehn Zentimeter zu lang. Die war für einen Zweitürer, aber die Farbe passte und dann hatten die die falsche Nummer im Internet drin. Dann fängt ja der Mist schon wieder an.“
Wiederaufbereitete Teile: Alltag in der Werkstatt
Im Gegensatz dazu sind wiederaufbereitete Teile, wie Lichtmaschinen, Anlasser oder Steuergeräte, längst Standard in der freien Werkstatt. Sie werden von professionellen Anbietern instandgesetzt, oft günstiger als Neuteile angeboten und verfügen neben der gesicherten Teilequalität über Garantie und Support. Hier bestehen keinerlei Bedenken seitens der Werkstätten – weder technisch noch wirtschaftlich.
Ausblick: Gebrauchte Teile künftig gefragter?
Mit älter werdenden Fahrzeugbeständen und steigenden Neupreisen wird der Druck auf Werkstätten zunehmen, günstige Reparaturlösungen anzubieten. Dennoch betonen die Teilnehmer: Der Trend zu gebrauchten Teilen ist kein zukunftssicherer Weg. Zu aufwändig, zu riskant, zu unberechenbar. Eine Werkstatt kann und sollte diesen Weg nicht aktiv forcieren.
Fazit: Qualität hat Vorrang – auch beim Ersatzteil
Gebrauchte Ersatzteile sind keine echte Option im Tagesgeschäft freier Werkstätten. Nur in seltenen Fällen, bei eindeutiger Einzelfallentscheidung und mit klarer Kommunikation gegenüber dem Kunden, kann ihr Einsatz Sinn machen. Für eine sichere, wirtschaftliche und professionelle Reparatur bleibt der Griff zu Neuteilen oder wiederaufbereiteten Komponenten der bessere Weg.