Immer häufiger fließt zunehmend Energie von freien Werkstätten nicht in die Kundenakquise, sondern in die Mitarbeiter-Suche. Es gibt kaum was ärgerlicheres, als den Zustand, dass die Kunden nahezu Schlange stehen, aber es an Arbeitskräften mangelt, die die Aufträge abarbeiten könnten. Was in vielen Handwerksbetrieben heute gang und gäbe ist, breitet sich nun auch in freien Werkstätten aus. Wer früher eine Stellenanzeige für einen Kfz-Mechatroniker in der örtlichen Zeitung geschaltet hat, konnte sich sicher sein, eine solide Auswahl an Bewerbungen zu erhalten. Heute kommt es zunehmend häufiger vor, dass auf eine Stellenanzeige gar keine Resonanz kommt. Und das liegt nicht nur an den veränderten Kommunikationswegen.
Eine Lösung für den Ausweg aus dem Fachkräftemangel? Selbst Fachkräfte ausbilden. Denn wenn Sie Mitarbeiter selbst ausbilden, können Sie deren Fähigkeiten und Können beeinflussen und zudem auf Loyalität und lange Betriebszugehörigkeit hoffen. Aber auch potenzielle Auszubildende gibt es schon lange nicht mehr wie Sand am Meer, obwohl die Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker vor allem unter jungen Männern noch sehr beliebt ist. Woran liegt es, dass so es schwer ist geeignete Kandidaten für die Ausbildung als Kfz-Mechatroniker zu finden?
Wie ergeht es Ihnen bei der Suche nach einem Auszubildenden?
- Wir bekommen viele Bewerbungen, aber die Voraussetzungen stimmen nicht. (31%)
- Wir sind auf der Suche, es mangelt aber an Bewerbungen. (30%)
- Wir bilden dieses Jahr nicht aus. (27%)
- Wir haben keine Probleme – wir finden immer einen guten Auszubildenden. (12%)

Die Gründe sind vielfältig: Zum Einen sinkt die Nachfrage nach Ausbildungsstellen –insgesamt möchten mehr junge Menschen studieren. Klassische Handwerksberufe sind für viele junge Leute nicht mehr attraktiv und auch die Erwartungshaltung der Eltern geht zunehmend Richtung Studium.
Durch die gute Arbeitsmarktsituation sinkt die Arbeitslosigkeit in Deutschland aktuell kontinuierlich, d.h. die Reserve an Arbeitskräften oder auch potenziellen Auszubildenden sinkt.
Für freie Werkstätten kommt erschwerend der Wettbewerb um Arbeitskräfte und Auszubildende mit Industrie und Handel hinzu. Je nach Region schöpfen große Industrieunternehmen das gesamte Nachwuchspotenzial ab, durch entsprechende Benefits, die den jungen Leuten geboten werden.
Ein Paradebeispiel dafür ist der Großraum Stuttgart: Hier gibt es gleich mehrere große Arbeitgeber, die Auszubildende in dem technischen Bereich suchen: Mercedes, Bosch, Dekra. Als kleine, inhabergeführte freie Werkstatt muss man sich etwas einfallen lassen, um talentierte junge Menschen von sich zu überzeugen.
Dabei lohnt ein Blick darauf, worauf junge Leute bei der Wahl ihrer Ausbildung Wert legen. Laut einer aktuellen Studie des BIBB (Bundesinstitut für Berufsbildung) sind Jugendlichen folgende Dinge besonders wichtig:
- das vermutete soziale Ansehen eines Berufs
- Aufstiegsmöglichkeiten
- Abwechselungsreichtum
In der Theorie sind für Sie als freie Werkstatt diese Angaben schon einmal gar nicht schlecht: Denn auch wenn Sie jungen Menschen nicht die Aufstiegschancen und das Gehalt eines großen Konzerns bieten können, so haben Sie doch Vorteile im Vergleich zu den großen Industrieunternehmen, die Sie für die Suche nach Auszubildenden nutzen können.
Nur Räder waschen? Nicht in einer freien Werkstatt: Kleine Betriebe haben für Auszubildende den Vorteil, dass sie viel schneller und eigenverantwortlicher lernen und mitarbeiten können, als das in großen Konzernen der Fall ist. Außerdem sind sie bei Ihnen nicht nur eine Nummer, sondern ein fester Bestandteil des Teams! Vorteile, die Sie bei der Suche nach Auszubildenden auflistet sollten um Nachwuchs für sich zu finden.

Der Anteil der unbesetzten Ausbildungsstellen ist auch von regionalen Bedingungen abhängig. Besonders auffällig: Während die Situation im Westen Deutschlands eher entspannt ist, haben Betriebe im Südosten deutliche Probleme.

Informieren:
Es klingt so simpel, dabei hapert es an dieser Stelle bei vielen Unternehmen.
Was man nicht vergessen darf: Die Ausbildung ist für viele junge Menschen die erste berufliche Erfahrung überhaupt! Die Ängste sind demnach recht hoch. Zeigen Sie jungen Leuten, was sie bei Ihnen erwartet. Beispiele gefällig?
- Richten Sie auf Ihrer Website eine Karriere-Seite ein und erklären Sie dort umfassend, wie Ihr Betrieb ausgestattet ist, erzählen Sie von Ihren Tätigkeitsfeldern und vom Team. Wichtig ist dabei der Sympathie-Wert: Ihr zukünftiger Azubi möchte sich wohlfühlen!
- Bilder funktionieren immer besser als Text! Machen Sie einen kleinen Film und zeigen Sie den interessierten Jugendlichen, dass sie bei Ihnen willkommen sind!
- Richten Sie einen Schnuppertag für junge Leute aus! Lassen Sie interessierte Jugendliche mal für ein paar Stunden einen Blick in Ihre Werkstatt richten und leichte Tätigkeiten ausprobieren. Im besten Fall kommt dabei vielleicht ein Praktikum oder ein Ferienjob zustande – der erste Schritt in Richtung Ausbildung! Super funktioniert das auch in Zusammenarbeit mit Schulen: Nehmen Sie zu Schulen im Umkreis Kontakt auf und bieten Sie dort aktiv die Möglichkeiten an.
- Viele Städte, Kommunen und Handwerkskammern bieten solche „Schnupper-Möglichkeiten“ auch in Form von Aktionen an. Check-In days, Tag der offenen Türe, o.ä. Informieren Sie sich bei der Stadt und der HWK.
Lust machen & Ängste nehmen:
Sie haben bereits einen tollen Auszubildenden im letzten Lehrjahr, der motiviert und „vorzeigbar“ ist? Super! Machen Sie ihn zur positiven Identifikationsfigur! Filmen Sie ihn und lassen sie ihn in ein paar Sätzen erklären, warum die Ausbildung für ihn so toll war. Oder machen sie ein Foto bei der Arbeit und veröffentlichen sie es mit einem kurzen Statement in den sozialen Medien. Wichtig: Es muss authentisch sein – d.h. es macht nur dann Sinn, wenn Ihr Azubi das auch wirklich will und entsprechend rüberbringt. Bitte auch daran denken, sich unterschreiben zu lassen, dass Sie das Bildmaterial nutzen dürfen!
Nutzen Sie dafür auch gerne unsere kostenlose Vorlage!
Perspektiven bieten:
Wie beschrieben, sind die Aufstiegschancen jungen Erwachsenen bei der Wahl ihrer Ausbildung sehr wichtig. Zeigen Sie zum Beispiel in Ihrer Stellenbeschreibung, dass es Möglichkeiten gibt, sich als Kfz-Mechatroniker auch in Ihrem Unternehmen weiterzuentwickeln!
Ansprüche überdenken:
Die Studie des BIBB zeigt deutlich, dass es tendenziell immer schwieriger werden wird, Auszubildende zu finden. Überdenken Sie deshalb doch einmal Ihre Anforderungen! Geben Sie bewusst zum Beispiel auch Bewerbern mit fehlenden Deutschkenntnissen eine Chance. Ein engagierter und ambitionierter Lehrling mit Sprachproblemen kann ein echter Glücksgriff sein. Schließlich kann deutsch jeder lernen, Lustlosigkeit lässt sich dagegen deutlich schwerer in Engagement verwandeln. Gleiches gilt für Kandidaten mit schlechtem Abgangszeugnis oder wilden Lebensläufen. Bewerten Sie die Kandidaten nach Ihrem persönlichen Eindruck, nicht nach Zeugnissen oder Lebenslauf.
Qualität ist Mehrwert-Tipp:
Je mehr junge Menschen auf Ihre offene Ausbildungsstelle aufmerksam werden, desto größer ist die Chance einen qualifizierte jungen Menschen zu finden.
Kommunizieren Sie also überall, wo es geht:
- Handwerkskammer
- Schulen
- Bildungsträger
- Social Media
- Aushänge bei Einzelhändlern
- In Ihrer Kundschaft (vielleicht hat ja jemand einen Neffen oder eine Nichte, die sich dafür interessieren)
- Vereine