Das neue Jahr ist noch nicht alt, aber die Kosten in der Werkstatt – sei es für Ersatzteile oder Energie – steigen immer mehr an. Deshalb sollten Sie nicht zu lange warten und sich jetzt Gedanken über den Stundenverrechnungssatz für Ihre Werkstatt-Services zu machen – auch im Hinblick auf die kommenden Festpreise. Qualität ist Mehrwert gibt Kalkulationsunterstützung.
Grundlagen der Planung
- Wie hoch Sie den Stundensatz ansetzen, hängt auch von der Art der Werkstatt ab: Sind Sie eine freie Werkstatt oder Vertragswerkstatt? Welche Arbeiten führen Sie durch? Wo liegt Ihre Werkstatt? Die durchschnittlichen Preise variieren stark zwischen städtischen und ländlichen Regionen.
- Der Stundensatz Ihrer Werkstatt muss immer für den Kunden einsehbar sein, z. B. mit einem Aushang.
- Zu niedrige Preise vermitteln wenig Vertrauen beim Kunden und können die Existenz kosten.
Einmal jährlich neu kalkulieren
Die Erfahrung zeigt: Viele freie Kfz-Werkstätten orientieren sich ausschließlich am Wettbewerb, anstatt den Stundensatz selbst zu berechnen. Damit Ihr Unternehmen auch in Zukunft profitabel wirtschaftet, ist es jedoch sinnvoll, den Stundenverrechnungssatz selbst zu ermitteln und wirklich alle Kostenpositionen zu berücksichtigen. Denn das Preisniveau des Wettbewerbs entspricht nicht immer den eigenen Zahlen und unternehmerischen Zielen. Im Idealfall rechnen Sie einmal im Jahr nach und schauen, wie sich die Kosten verändert haben – bei den steigenden Energiepreisen ist das derzeit besonders relevant.
Den Stundenverrechnungssatz passen Sie entsprechend an. Empfehlenswert dabei ist, den Stundensatz jedes Jahr um zwei bis drei Euro zu erhöhen. Das ist kundenfreundlicher als eine größere Preisanhebung nach mehreren Jahren. Anstatt den Jahresanfang für die Preissteigerung zu wählen, ist ein Stichtag mitten im Jahr wie der 1. März die bessere Möglichkeit. Wichtig ist, Preisänderungen für die Kunden transparent und nachvollziehbar zu machen. Ihre Kunden möchten sichere Auto fahren und sind bereit, für eine zuverlässige Reparatur und Qualität mehr zu zahlen.
Pauschalen realistisch kalkulieren
Häufig werden Pauschalen zu niedrig berechnet, weil Werkstattinhaber nicht die gesamte Dauer der Prozesse berücksichtigen. Diagnose und Fehlersuche zum Beispiel kosten Zeit und müssen einkalkuliert werden. Besonders die Kosten für teure Diagnosegeräte sollten sich in entsprechenden Aufschlägen in der Berechnung widerspiegeln.
Kunden haben in der Regel Verständnis dafür, dass die Fehlersuche aufwendig ist und entsprechend berechnet werden muss. Wenn Sie Ihren Kunden zudem grundsätzlich einen zuverlässigen, kompetenten und unkomplizierten Service bieten, punkten Sie mit einem Vertrauensvorschuss – auch wenn der Kunde vielleicht etwas mehr zahlen muss als bei einem günstigeren Mitbewerber. Als Qualitätsunternehmen sollten Sie sich entsprechend positionieren und angemessene Preise verlangen.
Stundensatz richtig kalkulieren
Bei der Ermittlung des Stundensatzes sollten Sie folgende Kalkulationspositionen auf jeden Fall mitberücksichtigen:
- Kalkulatorischer Unternehmerlohn bei Einzelunternehmen
Angemessener Lebensunterhalt und eine ausreichende Altersvorsorge für den Werkstattinhaber
- Kalkulatorische Eigenkapitalverzinsung
Verzinsung des eingesetzten Kapitals in die Preise einrechnen
- Jährliche Raum- und Raumnebenkosten
Miete und Kosten für Strom, Gas, Heizung, Abwasser und Entsorgung
- Kalkulatorische Miete
In eigenen Räumlichkeiten: Ortsübliche Miete einkalkulieren
- Jährlichen Abschreibungen für die Werkstattausstattung
Ermittelt durch die reale Nutzungszeit und den geschätzten Wiederbeschaffungswert
- Jährlichen Gemeinkosten
Alle anderen Kosten, die in der Werkstatt anfallen. Dazu zählen z. B. Materialkosten, Personalkosten, Transporte, Steuerberater, Versicherungen, IT-Kosten.
Den Stundensatz ermitteln Sie durch die Berechnung der Zahl der Arbeitstage/Jahr, der produktiven Arbeitsstunden und der fixen Kosten. Die Summe der jährlichen Kosten wird durch die jährlichen produktiven Arbeitsstunden geteilt. Das ist der Stundensatz, den Sie dem Kunden in Rechnung stellen.
Vorgegebene Preistabellen gibt es nicht. Die Kalkulationsgrundlagen jeder Werkstatt sind unterschiedlich, deshalb muss jeder Werkstattinhaber selbst rechnen. Der ermittelte Stundensatz sollte kostendeckend und gewinnbringend kalkuliert sein. Damit Ihr Unternehmen zukunftsfähig ist, müssen Kosten und Erlöse im richtigen Verhältnis stehen.
Details nicht vergessen
Ersatzteilzuschlag
Werkstätten müssen jedes eingebaute Teil bezahlen. Bezogen auf die jährliche Teilerendite sollte der Teileaufschlag deshalb bei dreißig Prozent liegen. Für die Berechnung sollten die allgemein benötigten Teile Ihrer Werkstatt als Grundlage dienen, nicht nur einzelne Aufträge.
Kleinteile berechnen
Dichtung, Schraube oder Schmiermittel: Auch Kleinteile kosten Geld. Berechnen Sie Ihren Kunden auch Kleinteile auf nachvollziehbare und transparente Weise. Eine Kleinteile-Pauschale ist gesetzlich erlaubt. Hier zeigen wir Ihnen, wie sich die Berechnung von Kleinteilen für Ihre Werkstatt lohnt. Zum Beitrag
Zur Kleinteile-Berechnung haben wir ein Kundeninfoblatt zum Aushang in der Werkstatt erstellt: Infoblatt herunterladen
Ersatzwagen berechnen
Stellen Sie Ihren Kunden den geliehenen Ersatzwagen für die Dauer der Reparatur in Rechnung. Und der Ersatzwagen sollte vollgetankt zurückkommen. Ist das nicht der Fall, berechnen Sie das Ihren Kunden.
Kostendeckende Preise schaffen Vertrauen beim Kunden
Natürlich wollen Ihre Kunden ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis in ihrer Werkstatt bekommen. Viele Werkstattinhaber fürchten, Kunden mit einen zu hohen Stundensatz zu verprellen. Dabei wird allerdings häufig der Faktor Vertrauen unterschätzt. Ihre Kunden kommen zu Ihnen, weil Sie Standard-Leistungen wie Inspektion, Ölwechsel, Reifen- und Bremsenservice, HU/AU usw. zuverlässig durchführen und gute Qualität auch bei schwierigen Reparaturen liefern. Und gute Qualität hat ihren Preis. Das Wissen die Kunden und sind bereit, für professionelle Leistung einen angemessenen Preis zu zahlen. Damit Sie profitabel arbeiten und immer die Kosten im Blick, kann es hilfreich sein, am Ende des Jahres den Gewinn für das nächste Jahr festzulegen und dementsprechend den Stundensatz zu kalkulieren. Mit einem Ziel vor Augen, fällt die Preisanhebung leichter.
Aktuelle Stundensätze Ihrer Region:
https://www.dekra.de/de/stundenverrechnungssaetze/
Kostenlose Tools:
https://www.lexware.de/werkzeuge-ebooks/stundensatzrechner/
https://www.streit-software.de/vorlagen/stundensatz-ermittlung-excel