E-Mobilität: Hinweise und Infos aus dem Werkstatt-Stammtisch

Am 12. Dezember stand das Thema E-Mobilität auf der Agenda des gut besuchten Stammtisches. Die teilnehmenden freien Werkstätten zeigten sich in der Diskussion generell gut vorbereitet auf die sukzessive Zunahme der Fahrzeuge mit E-Antrieb, sahen die E-Mobilität aber auch kritisch. Schwachstellen werden vor allem in der Lade-Infrastruktur, in derzeit noch kurzen Akku-Reichweiten und in behördlichen Hindernissen gesehen. Wir haben die wichtigsten Ergebnisse für Sie zusammengefasst.

E-Mobilität im Werkstattalltag

Auch wenn es in Deutschland erst 1,3 Millionen Fahrzeuge (Stand Oktober 2023) mit Elektroantrieb gibt, ist der Trend zur E-Mobilität längst in den freien Werkstätten der Republik angekommen. Die Zahl der Kunden mit E-Fahrzeugen nimmt derzeit nur langsam zu. Die Mehrheit der Werkstätten führt bereits regelmäßig Wartung-, Service- und Reparaturarbeiten an Elektrofahrzeugen durch. Allerdings sind E-Mobile noch deutlich in der Minderheit gegenüber Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor.

Euro-7-Abgasnorm stärkt die E-Mobilität

Die für 2025 geplante Einführung der Euro-7-Abgasnorm führt bei den teilnehmenden Werkstätten zu der Erwartung, dass die Anzahl der Elektrofahrzeuge in Deutschland zunehmen wird. Die neue Norm ersetzt bisher getrennte Emissionsvorschriften für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge (Euro 6) sowie Lkw und Busse (Euro VI). Die Euro-7-Standardregeln bringen Emissionsgrenzwerte für alle Kraftfahrzeuge – also Autos, Lieferwagen, Busse und Lastwagen – unter ein einziges Regelwerk. Die neuen Vorschriften sind kraftstoff- und technologieneutral und legen die gleichen Grenzen fest, unabhängig davon, ob das Fahrzeug Benzin, Diesel, Strom oder alternative Kraftstoffe verwendet.

Werkstatt-Investitionen in E-Mobilität

Um für die Durchführung von Service-, Wartungs- und Reparaturarbeiten von Elektrofahrzeugen gerüstet zu sein, rechnen die teilnehmenden Werkstätten mit Basis-Investitionen von rund 15.000 bis 20.000 Euro. Für die Wartungsarbeiten von E-Fahrzeugen sind spezielle bauliche Voraussetzungen innerhalb der Werkstatt zu schaffen. Außerdem ist eine neue technische Ausstattung unabdingbar. Nicht vergessen werden darf die notwendige Zertifizierung der Werkstatt als Fachbetrieb für Hybrid- und Elektrofahrzeuge.

Wartung und Reparatur von E-Fahrzeugen

Die Wartung von E-Fahrzeugen ist für die teilnehmenden Werkstätten generell gut leistbar, insbesondere in allen Bereichen jenseits von Akku und Motor. Bis Stufe 3 sei das Thema gut integrierbar. Elektromobilität bedeutet für freie Werkstätten aber auch eine andere Form von Wartungs- und Reparaturarbeiten. Bei Elektrofahrzeugen mit Batterie reduzieren sich die Wartungs- und Reparaturumfänge durch weniger Bauteile deutlich. Alle verbrennungsmotorischen Bauteile und der mechanische Antriebsstrang entfallen. Deshalb wird mit Wartungsarbeiten an Elektrofahrzeugen weniger Umsatz generiert. Fraglich ist zudem, ob freie Werkstätten es künftig noch leisten können, alle Marken abzudecken. Hintergrund ist die Notwendigkeit an Original-Testgeräten der einzelnen Hersteller.

Betreuung von E-Flotten und neue Geschäftsideen

Für freie Werkstätten ist es ratsam, sich frühzeitig mit der Erschließung neuer Geschäftsmodelle auseinanderzusetzen. Dazu zählen beispielsweise die Einrichtung und Wartung von E-Ladesäulen (auch bei Kunden vor Ort), die Reparatur und Wartung von E-Scootern, die Aufnahme von Car Sharing Angeboten oder die Pflege und Wartung von E-Flotten. Es lässt sich die Tendenz erkennen, dass bestehende Flottenkunden zunehmend auf E-Autos umstellen. Beklagt wurde in diesem Zusammenhang, dass das Modell Mietakku wieder eingestampft wurde.

Mitarbeiterqualifikation in E-Mobilität

Um an den aktuellen Entwicklungen am Markt teilzuhaben, ist es aus Sicht der freien Werkstätten ratsam, seine Mitarbeiter rechtzeitig für die fachgerechte Durchführung von Arbeiten an elektrischen Fahrzeugen zu qualifizieren. Denn Arbeiten an Hochvolt (HV) eigensicheren Fahrzeugen dürfen nur von elektrotechnisch unterwiesenen Mitarbeitern durchgeführt werden. Je nach Antriebstechnologie gibt es diverse Qualifizierungsstufen, die innerhalb eines Betriebes abgedeckt werden können.

Fahrzeugspezifische Schulungen

Fahrzeugspezifische Schulungen der Hersteller gegen aus Sicht der teilnehmenden Werkstätten bei konkreten Modellen häufig tiefer ins Detail als die übergreifenden Schulungen für freie Werkstätten. Andererseits zeigen die herstellerübergreifenden Industrieschulungen aufgrund der Teilebezogenheit, dass viele Aspekte in mehreren Fabrikaten gleich zu händeln sind. Azubis lernen alles für Stufe 1 in der Berufsschule. Viele junge Mitarbeitende haben Spaß am Thema E-Mobilität. Freie Werkstätten lassen E-Fahrzeuge gerne von Mitarbeitenden testen.

Ladesäulen und Lade-Infrastruktur

Als problematisch wurde von den freien Werkstäten beim Stammtisch die fehlende Lade-Infrastruktur für E-Fahrzeuge angesehen. Die Ausstattung der freien Werkstäten mit eigenen Ladesäulen ist noch ausbaufähig. Das liegt zum einen an der notwendigen Finanzierung bei intransparenten Fördermittelangeboten, und zum anderen an der oft starren Bürokratie mit langen Prozessen in Deutschland. Einige Teilnehmer befürchteten zudem, dass das deutsche Stromnetz nicht für einen weiteren Zuwachs an Elektrofahrzeugen gerüstet ist.

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