Der Weltklimarat sieht in fortschrittlicher Technik für mehr Energieeffizienz eine Möglichkeit, den Energieverbrauch bis 2050 zu stabilisieren oder zu senken. Bosch hat schon jetzt viel dafür zu bieten.
Stuttgart – Die Temperatur der Atmosphäre steigt – und der Mensch ist mit seinem Ausstoß von Treibhausgasen die Hauptursache dafür. Zu diesem Ergebnis kommt der Weltklimarat in seinem aktuellen, international viel beachteten Bericht. Um den Anstieg der Temperatur zu bremsen, müssen weniger Treibhausgase ausgestoßen werden, empfehlen die Wissenschaftler. Möglich wird dies unter anderem durch höhere Energieeffizienz. „Die Ergebnisse stellen die globale Gemeinschaft vor die große Aufgabe, neue Lösungen für den effizienten Umgang mit Energie zu finden. Wenn wir diese Herausforderung richtig angehen, ist sie für uns eine große Chance“, sagt Bosch-Chef Dr. Volkmar Denner. „Gut umgesetzt bedeuten klimaschonende Produkte einen Innovationssprung, der ein Mehr an Umweltschutz und Komfort ermöglicht. Zudem sparen sie dem Nutzer Geld.“
Handlungsempfehlung für die Staatschefs
Vom 27. bis zum 31. Oktober 2014 fasst der UN-Weltklimarat (IPCC) seine Resultate in Kopenhagen zu einer knappen Handlungsempfehlung für die Staats- und Regierungschefs zusammen. Diese wird am 2. November 2014 im Beisein von UN-Generalsekretär Ban Ki-moon präsentiert. Die Staatschefs beraten dann auf der Weltklimakonferenz Anfang Dezember 2014 in der peruanischen Hauptstadt Lima darüber, wie sie dem Klimawandel begegnen wollen.
„Global gesehen geht die Entwicklung zur Erhöhung der Energieeffizienz nicht schnell genug voran. Wenn das Ziel, die Erderwärmung auf zwei Grad Celsius zu begrenzen, erreicht werden soll, müssen Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz eine höhere Priorität erhalten“, verlangt Denner. Der Vorsitzende der Geschäftsführung von Bosch ist Physiker und unter anderem für die Forschung zuständig.
„Vorbeugend handeln“
Denner betont, dass nicht alle Folgen menschlichen Handels für die Zukunft bekannt sind. „Nachhaltiges Handeln setzt aber genau das voraus: zu verstehen, wie Ursache und Wirkung zusammenhängen. Der menschengemachte Klimawandel ist ein gravierendes Beispiel: Wie sich der heutige Energieverbrauch einer Fertigungsstätte, aber auch eines privaten Pkw auf das morgige Klima auswirkt – und zwar auch auf der anderen Seite des Globus –, das müssen wir verstehen. In allen Fällen, in denen diese Transparenz besteht, können wir das Richtige tun. Als Privatperson ein verbrauchsarmes Fahrzeug kaufen. Als Unternehmen in die energiesparende Produktion investieren oder ressourcenschonende Produkte entwickeln. Ganz wichtig: Wenn wir Wirkzusammenhänge noch nicht voll verstehen, sollten wir so handeln, dass der mögliche negative Einfluss unseres Tuns minimiert wird. Dieses vorbeugende Handeln ist auch bei der Klimaveränderung angezeigt.“
Die Antwort von Bosch sind vielfältige Innovationen: Fabrikgebäude lassen sich mit Abwärme aus der Produktion heizen. Die Benzin-Direkteinspritzung trägt zu einer Kraftstoffersparnis von 15 Prozent bei. Bosch baut den energiesparendsten Wäschetrockner, der die sparsamste Klasse A+++ noch um zehn Prozent unterbietet. „Wir können viele weitere verborgene Energiepotenziale heben. Die Möglichkeiten dazu sind bei Weitem noch nicht ausgereizt“, ergänzt der Physiker. „Unsere bessere Steuerung der Klimatechnik in bestehenden kommerziellen Gebäuden ermöglicht Energieeinsparungen von mindestens 30 Prozent und steigert den Komfort. Solche Investitionen amortisieren sich beim Kunden oft in zwei bis drei Jahren.“
„Segeln“ mit dem Auto
Beim sogenannten Start/Stopp-„Segeln“ von Bosch geht der Motor aus, sobald das Fahrzeug durch bloßes Rollen seine Geschwindigkeit halten kann – beispielsweise bei leichtem Gefälle. Tippt der Fahrer das Gaspedal an, startet der Motor wieder. Tests von Bosch haben gezeigt, dass die Motorkraft in etwa 30 Prozent der Fahrzeit nicht benötigt wird; das Fahrzeug kann also auf annähernd einem Drittel aller Strecken „segeln“.
Strom aus Abwärme
„Auch in Deutschland geht ein großer Teil der eingesetzten Energie ungenutzt als Abwärme verloren. Das ist eine teure und klimaschädliche Verschwendung“, ergänzt Denner. „Besser ist es zum Beispiel, Abwärme über einen Wärmetauscher zu führen, um damit ein Kältemittel in einem geschlossenen Kreislauf zu erhitzen. Schon bei niedrigen Abgastemperaturen baut sich dabei ein hoher Druck auf, der über eine Turbine einen Stromgenerator treibt.“ Bosch hat auch dieses Verfahren (ORC, Organic Rankine Cycle) im Portfolio.
Forschung an der Zukunft der Energie
Zugleich ist Bosch Industrie- und Forschungspartner der „Energieeffizienten Fabrik für interdisziplinäre Technologie- und Anwendungsforschung“ der Technischen Universität Darmstadt. Der Energieverbrauch in der industriellen Produktion soll damit weiter reduziert werden. Die Beteiligten gehen von einem Einsparpotenzial von bis zu 40 Prozent aus. An anderer Stelle untersucht Bosch, wie sich die Energie von Meereswellen in Elektrizität wandeln lässt. Fernziel dieses Forschungsverbundes aus vier Unternehmen und zwei Universitäten ist die nachhaltige Energieversorgung entlang der Küsten weltweit.
Spritsparen mit feinsten Löchern
Eine neue Technologie zum Bohren feinster Löcher mit ultrakurzen Laserpulsen wurde von Bosch bereits im industriellen Maßstab umgesetzt. Damit lassen sich Einspritzdüsen für Benzin so exakt bohren, dass es optimal im Brennraum verteilt wird. Dies trägt zur Verbrauchsreduzierung von bis zu 15 Prozent bei der Benzin-Direkteinspritzung bei. Die beteiligten Bosch-Forscher und ihre Partner erhielten dafür 2013 den Deutschen Zukunftspreis des Bundespräsidenten. „Umweltschutz und nachhaltiges Wirtschaften sind zentrale Ziele unserer Unternehmensstrategie. Bosch setzt fast die Hälfte seiner Forschungs- und Entwicklungsausgaben für umweltfreundliche Produkte ein“, sagt Denner.
Selbstverpflichtung: minus 20 Prozent bis 2020
Bosch hat zudem eine Selbstverpflichtung zur CO2-Einsparung abgegeben. Bezogen auf die eigene Wertschöpfung soll sich der CO2-Ausstoß bis 2020 um 20 Prozent gegenüber 2007 verringern. Bei diesem Vorhaben ist das Unternehmen auf gutem Weg: Schon 2013 unterschritt dieser relative CO2-Ausstoß den Wert des Referenzjahres 2007 um 16 Prozent.
Dies gelang unter anderem mit dem Einsatz neuer, energieeffizienter Technik. Das Werk in Nürnberg zum Beispiel wurde durch die Nutzung von Abwärme der elektrisch betriebenen Zerspanungsmaschinen und deren Versorgungsanlagen zum großen Teil unabhängig von Gas und Öl. Erst ab einer Außentemperatur von minus fünf Grad Celsius kommen zum Heizen fossile Brennstoffe zum Einsatz. Jährlich werden so 1 800 Tonnen CO2 eingespart. Das Bosch-Werk im südfranzösischen Rodez nutzt unter anderem einen effizienten, mit Holzschnitzeln befeuerten Biomasse-Boiler, der im Jahr den Ausstoß von 600 Tonnen CO2 vermeidet. Im Standort Schwieberdingen nahe Stuttgart werden durch Einsatz eines Blockheizkraftwerkes (BHKW) im Jahr 1 600 Tonnen CO2 gespart. „Dies alles zeigt: Prioritäten für den Klimaschutz werden bei Bosch nicht bloß gesetzt, sondern auch umgesetzt“, betont Denner.