Umsatz macht man nur, wenn man für den Kunden da ist – was sich nach einer Binsenweisheit anhört, ist ein wesentlicher Entscheidungspunkt für oder gegen Betriebsurlaub.
Auch wenn dieser Satz sich zunächst danach anhört, dass ein Betriebsurlaub so ziemlich das schlechteste ist, weil man dann ja eben nicht für den Kunden da ist, lässt sich das Ganze auch noch anders deuten: Viele freie Kfz-Werkstätten sind sehr stark durch den Inhaber geprägt. Und kann dieser nicht für den Kunden da sein, kann es unter Umständen auch besser sein, den Betreib kurzzeitig ganz zu schließen. Schließlich ist der Chef in seinem Urlaub ohnehin nicht für den Kunden da.
Bei der Entscheidung für oder gegen Betriebsurlaub oder so genannte Betriebsruhe, sollten Sie alle Aspekte dieses Themas bedenken. Wir haben zwei Unternehmer gefragt, ob sie Betriebsurlaub machen und ihre Gründe darlegen lassen:
Pro Betriebsurlaub
In den ersten Jahren meiner Selbstständigkeit bin ich überhaupt nicht in den Urlaub gefahren. Das höchste der Gefühle war, dass ich 1-2 Tage mal nicht in der Werkstatt war: Erreichbar war ich aber für meine Mitarbeiter und Kunden immer. Das kann man mal ein paar Jahre durchziehen, aber auf die Dauer ist das nicht leistbar. Ich habe dann nach einiger Zeit mal versucht, eine Woche im Sommer in den Urlaub zu fahren, und die Mitarbeiter das Geschäft machen zu lassen. Das Ergebnis war: Alle halbe Stunde klingelte das Telefon und irgendwer wollte irgendwas. Ich habe am Telefon organisiert, Anweisungen gegeben, zurecht gewiesen und Kunden beruhigt. Alles in allem war das ein bedingt erholsamer Urlaub. Meine Hoffnung, dass so zumindest die Rückkehr in die Werkstatt entspannt funktioniert, hat sich schnell wieder zerschlagen. Trotz meiner permanenten Kontrolle und Erreichbarkeit waren viele Dinge liegen geblieben, die Werkstatt war chaotisch und dreckig und Rechnungen nicht geschrieben. Immerhin heilsam war mein erster und letzter Urlaub auf diese Art: Seitdem ist für mich klar: Fehle ich mehr als zwei Tage, wird der Betrieb zugesperrt und es gibt Betriebsurlaub. Nur so kann ich meinen Kunden garantieren, dass sie die gewohnte Leistung bekommen. Und nur so kann auch ich ein paar Tage wirklich entspannten Urlaub machen.
In der Regel machen wir im Sommer zwei Wochen Betriebsferien und zwischen Weihnachten und Neujahr.
Contra Betriebsurlaub
Mit unserer freien Mehrmarkenwerkstatt sind wir ein klassischer Dienstleister und verstehen uns so auch gegenüber unseren Kunden. Da wäre es unvorstellbar für uns, eine oder sogar zwei Woche die Werkstatt komplett zu schließen, weil wir Urlaub machen wollen. Aus unserem Grundverständnis heraus darf der Kunde nicht darunter leiden, wenn man selbst Urlaub machen will. Das heißt aber natürlich nicht, dass wir überhaupt keinen Urlaub machen. Grundsätzlich legen wir unseren Urlaub so, dass es am entspanntesten für die Saisonzeiten ist. Beispielsweise in den Ferien-Sommer-Monaten: Da ist wirklich relativ wenig los, so dass man ohne großen Stress in den Urlaub gehen kann. In dieser Zeit halten unsere Mitarbeiter die Stellung und sind für die Kunden da. Im Notfall, wenn es gar nicht anders geht, sind wir auch telefonisch erreichbar. Glücklicherweise nutzen das die Mitarbeiter aber zu sehr selten. Insgesamt sind sie engagiert und dankbar, dass wir als kleines Unternehmen keine Betriebsferien und damit Pflichturlaub für alle machen. In der Regel kriegen es die Mitarbeiter daher gut hin, wenn wir nicht da sind: Sie unterstützen sich gegenseitig und geben sich wirklich Mühe, damit wir ein gutes Gefühl haben. Und die Kunden können jederzeit zu uns kommen und müssen nicht warten, bis wir wieder aus dem Urlaub zurück sind.
Rechtliche Voraussetzungen: Betriebsurlaub
Grundsätzlich gilt: Im Paragraf 7 des Bundesurlaubsgesetzes ist geregelt, dass bei der zeitlichen Festlegung des Urlaubs die Wünsche des Arbeitnehmers zu berücksichtigen sind. Ausnahmen davon gelten nur, wenn dringende betriebliche Belange entgegenstehen. Der Urlaub vom Chef gehört nur in wenigen Fällen zu den dringenden betrieblichen Belangen: So zum Beispiel wenn der Chef der Arzt einer Praxis ist. In seinem Urlaub haben die Arzthelferinnen nichts zu tun, deswegen kann Betriebsurlaub angeordnet werden.
Allerdings gibt es Wege, wie Sie auch ohne die dringenden betrieblichen Belange Betriebsferien in Ihrer freien Werkstatt machen können: Im Arbeitsvertrag dürfen Sie Ihr Recht verankern, Betriebsferien anordnen zu können. Dann können Sie jederzeit Betriebsurlaub machen.
Wie lange darf man Betriebsurlaub machen?
Gesetzlich gibt es keine Regelung, wie lange Betriebsferien maximal dauern dürfen. Gerichtsentscheidungen zeigen, dass es nicht zulässig ist, den gesamten Jahresurlaub seiner Mitarbeiter mit dem Betriebsurlaub zu verplanen. Allerdings sind die konkreten Gerichtsentscheidungen nicht einheitlich. Als Faustregel gilt: Mehr als zwei Wochen pro Jahr sollten Sie keinen Betriebsurlaub machen. Sonst könnte es vor Gericht schwierig werden.